Zum Verkaufen zu spät & Schnäppchen in Sicht
24.02.22 10:44
Stephan Heibel
Liebe Börsenfreunde,
Putin strebt eine Neuordnung der Sicherheitsstruktur Europas an.
Seine Unzufriedenheit mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre
ist nachvollziehbar, die Nato-Osterweiterung kann ihm nicht
gefallen haben. Der Weg, den er nun beschritten hat, gleicht dem
eines angeschossenen Muttertiers: Er mobilisiert die letzten
Kräfte und versucht zu sichern, was noch zu sichern ist: Die
Ukraine.
Der Westen, insbesondere die USA, haben ihn – vorsätzlich oder
fahrlässig – in diese Situation gedrängt. Die diplomatischen Wege
haben sich erschöpft, nun hat Putin die Einladung des Westens
angenommen und erobert die Ukraine militärisch. Einladung? Ja,
denn bei jeder Gelegenheit wurde betont, dass die Nato keinen
militärischen Auftrag in dem Nicht- Natomitglied Ukraine habe.
So leid es mir um die Bevölkerung der Ukraine tut, so sehr müssen
wir daher aktuell hoffen, dass die Eroberung der Ukraine binnen
weniger Tage abgeschlossen sein wird. Im Anschluss würde es
Verhandlungen mit neuen Machtverhältnissen geben.
Vorbörslich war der DAX kurzzeitig auf 13.800 Punkte gefallen.
Damit betrug das Minus vom Hoch bei 16.200 Punkten Anfang Januar
15%. Wir befinden uns damit in einer nicht seltenen Korrektur der
Rallye, die seit dem Coronacrash läuft.
Rücksetzer von 7-8% passieren im Rahmen einer Rallye regelmäßig
und sind meist nichts weiter als technische Bereinigungen. Eine
Korrektur von 15% ist aber auch jedem, der nicht erst seit dem
Coronacrash an der Börse unterwegs ist, geläufig.
In der Regel bieten solche Korrekturen gute
Einstiegsgelegenheiten. Gesunde Unternehmen mit „kaputten“
Aktienkursen lassen sich günstig einsammeln.
Größere Korrekturen als 15% sind sehr selten: Das Platzen der
Internetblase nach der Jahrtausendwende, der Immobliencrash 2008,
die Schuldenkrise 2011, die China-Krise 2015 (gepaart mit der
Euro-Krise) und schließlich der Coronacrash 2020.
Mit Ausnahme der Krisen von 2001 und 2008 waren alle Rücksetzer
sehr kurzlebig. Spätestens nach einem Jahr waren die alten Hochs
wieder erreicht. Wir müssen nun beurteilen, was uns diesmal
erwartet.
Der Westen wird nun heftige Sanktionen verhängen. Der Ölpreis ist
heute früh bereits über 100 USD/Fass gesprungen. Die
Weltwirtschaft wird in Mitleidenschaft gezogen. Aber ich glaube,
dieser Effekt ist mit dem Abtauchen auf 13.800 Punkte bereits in
den Kursen berücksichtigt.
Für ein noch stärkeres Einbrechen der Aktienmärkte müsste es
weitere Überraschungen geben. Beispielsweise wenn sich die Ukraine
stärker zur Wehr setzt, als erwartet. Bislang ist davon nicht viel
zu sehen.
Daher gehe ich derzeit davon aus, dass es zum Verkaufen nun zu
spät ist. Der DAX war heute nur vorbörslich bei 13.800 Punkten.
Ich würde erwarten, dass dieses Niveau auch während des regulären
Börsenhandels zu den Öffnungszeiten der Aktienmärkte nochmals
angelaufen wird.
Ich mache mich nun an die Arbeit und suche Aktien heraus, die
möglichst wenig von der neuen geopolitischen Situation betroffen
sind. Für diese Titel werde ich wieder die bewährte Einkaufsliste
mit Wunschpreisen erarbeiten, damit wir in den kommenden Tagen
wissen, was wir tun können.
Mich ärgert es natürlich, dass wir nicht mehr Cash im Portfolio
generiert haben. Irgendwie waren die Erholungen, die ich zum
Verkauf hätte nutzen müssen, im Nachhinein betrachtet zu kurz.
Daher möchte ich Ihnen nun noch eine Idee mit auf den Weg geben,
die eigentlich nicht in unser Portfolio passt: Ich schaue derzeit,
wo ich noch überschüssige Liquidität liegen habe, die ich in den
kommenden Tagen investieren kann. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt,
das Engagement an den Aktienmärkten zu erhöhen.
Noch zur Marke 13.800: Ich bin kein Charttechniker und lege mich
daher nicht auf bestimmte Marken fest. Mag also sein, dass der DAX
noch auf 13.750 oder gar 13.500 fällt. Bei den starken
Schwankungen, die wir derzeit erleben, ist das für uns jedoch
nebensächlich: Auf Sicht von Monaten dürfte der DAX wieder
deutlich höher notieren.
Take Share,
Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker
Empfehlungen gibt es demnächst im Heibel-Ticker Börsenbrief.
powered by stock-world.de
Wann ist Schluss? Wann werden wir einen Boden erreichen? Wenngleich die Sentimentanalyse Woche ...
Anfang Juni wurde die Aktie von Amazon im Verhältnis 1:20 geteilt. Eine Amazon-Aktie, die ...
Zwischenerholung oder Ende der Baisse? Hier lesen Sie, was wir für ein Ende ...
Die Energiepolitik der vergangenen Jahre hat uns in eine Sackgasse manövriert. ...
Es geht drunter und drüber an den Finanzmärkten. Ich habe für uns eine Spekulation ...
Wer übernimmt die Kosten, wenn Angehörige eine Auszeit nehmen wollen? (djd). Viele Menschen ...
Vergleicht man die Kursverläufe von Währungen, Aktien und auch Bitcoin seit Anfang 2022 mit der ...
DAX steigt auf über 12.800 Punkte Der DAX konnte am Vortag mit einem Gap-up bei 12.587 Punkten ...