Die Stimmungsanalyse der Anleger als Indikator nutzen
09.12.21 10:45
Stephan Heibel
Anhand der Anlegerstimmung mit dem technischen Fundament kann man die aktuelle Situation und mögliche Entwicklungsszenarien für die Zukunft ableiten. Diese helfen uns, unsere Anlageentscheidungen fundiert zu treffen und die allgemeine Entwicklung der Börse dabei zu berücksichtigen. Tiefs lassen sich mit der Sentimentanalyse recht treffend identifizieren und so günstige Einstiegsmöglichkeiten entdecken.
Bei der Sentimentanalyse, die ich seit 2006 unter deutschen
Anlegern und seit 2014 in Kooperation mit dem Handelsblatt
erstelle untersuche ich in der Regel wöchentlich folgende sowie
weitere Faktoren:
- Stimmung der Anleger
- Zukunftserwartung der Anleger
- Investitionsbereitschaft
- Euwax-Sentiment der Privatanleger
- Put/Call-Verhältnisses an der Eurex
- Put/Call-Verhältnis der CBOE
- Investitionsquote der US-Fondsmanager
- Bulle/Bär-Verhältnis der US-Privatanleger
- Technisches Angst und Gier Index des S&P 500
- Short Range Oscillator für US-Börse
Eine Zusammenfassung der Analyseergebnisse erhalten die Heibel-Ticker PLUS und Standard Leser jeden Freitag abend in Ihr Mailfach. So kann man sich ruhig über das Wochenende informieren und die neuen Erkenntnisse bei Anlageentscheidungen für die kommende Woche berücksichtigen.
Die letzte Sentimentumfrage liefert wichtige Hinweise darauf, ob die Korrektur bald enden dürfte, oder noch Schlimmeres zu fürchten ist. Insbesondere die niedrige Cashquote macht mir Sorgen. Meine Interpretation der Analyse lesen Sie nachfolgend. Die Aanlyseergebnisse können Sie im Detail in Kapitel 03 der aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe siehe unten finden.
Sentimentanalyse 21/48 - Fragile Stimmungslage (vom 3.12.21)
Unsere Sentimentindikatoren schlagen aus, viele Werte erreichen
Extrembereiche. Die Nerven der Anleger werden so langsam
freigelegt, die Polarisierung steigt: Entweder ein Crash, oder
aber eine Weihnachtsrallye. Dazwischen scheint es nicht viel
Spielraum zu geben.
Die hohe Investitionsquote und der extrem niedrige Cashbestand
machen den Aktienmarkt anfällig für schlechte Nachrichten. Die
derzeit aufgekeimte Hoffnung, Omikron könnte weniger tödlich sein
als Delta, könnte jederzeit durch die Meldung über entsprechende
Todesfälle zunichte gemacht werden.
Auch schimmert ein wenig Verzweiflung durch die Ankündigung des
US-Notenbankchefs Jay Powell, er werde das Zurückfahren der
Anleihekäufe beschleunigen. Gerade jetzt, wo Omikron, wenn es auch
nicht so tödlich sein sollte wie Delta, doch durch die schnelle
Ausbreitung erneut die globalen Lieferketten beeinträchtigen
könnte.
Es ist absehbar, dass auch der Konjunkturaufschwung an Dynamik
einbüßen wird, wenn der Industrie in den kommenden Monaten erneut
wichtige Bauteile fehlen. Doch fehlende Bauteile und
Lieferprobleme bei Endprodukten vermindern das Angebot bei
gleichbleibender Nachfrage, weiterer Inflationsdruck ist auch bei
einer nachlassenden Konjunkturdynamik vorprogrammiert. Es scheint,
Jay Powell hat keine andere Wahl, als die Konjunktur mit einer
strafferen Geldpolitik zu schwächen, um den Inflationsdruck
überhaupt noch kontrollieren zu können.
Auf der anderen Seite ist die Kaufabsicht unter den Anlegern so
groß, dass, wie ein Blick in die Sentiment-Historie zeigt,
jegliche Rückschläge frühzeitig gekauft werden und der DAX somit
in den kommenden Monaten deutlich stärker ansteigen sollte als im
historischen Durchschnitt.
Die Frage ist natürlich: Womit sollen die Käufe erfolgen, wenn der
Cashbestand so gering ist?
Damit ist der DAX sehr anfällig für einen erneuten Ausverkauf, der
kurz, aber heftig dafür sorgen könnte, dass viele Anleger ihre
Positionen auf den Markt werfen. Anschließend wäre der Weg frei
für eine Aufholjagd des DAX, und im neuen Jahr wären dann auch
wieder neue Rekordstände möglich.
Bleiben weitere Hiobsbotschaften hingegen aus, könnte es eine
Weile zottelig weiter gehen.
Der Goldpreis ist diese Woche stark eingebrochen (-2%). Die
Unterstützung bei 1.800 USD/Oz wurde nach unten durchbrochen, die
Stimmung ist parallel zum Preissturz ebenfalls eingebrochen.
Aktuell notiert die Gold-Stimmung an der Schwelle zu extremer
Niedergeschlagenheit, die Gold-Erwartung hingegen ist moderat
bullisch. Das ist zwar konstruktiv für künftig wieder steigende
Preise, bedarf jedoch ein wenig extremerer Werte, um eine
Handlungsempfehlung abzuleiten.
Der Ölpreiseinbruch, den wir anhand der Sentimentdaten vor sechs
Wochen auf den Punkt genau abgeleitet haben, dürfte bald enden:
Extreme Niedergeschlagenheit gepaart mit einem angesprungenen
Zukunftsoptimismus sorgen häufig für einen stabilen Boden, auf
dessen Grundlage ein Ausverkauf, wie wir ihn in den vergangenen
Wochen gesehen haben, endet.
Die Preisstabilisierung beim Bitcoin hat die Stimmung bereits nach
oben schnellen lassen. Der Zukunftsoptimismus ist weiterhin auf
einem hohen Niveau. Ein stabiler Boden, auf dessen Grundlage neue
Hochs erklommen werden könnten, wurde noch nicht gebildet, dazu
verlief die Korrektur zu schnell, bzw. erzeugte zu wenig Angst.
Die Details der zugrundeliegenden Sentimentanalyse finden Sie
unter https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1930#ch03.
Morgen abend wird die nächste Analyse an die Heibel-Ticker
Abonnenten verschickt. Sie erfahren darin, wie sich das
Anlegersentiment verändert hat und wie die nächsten Entwicklungen
am Aktienmarkt aussehen können.
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