So tickt die Börse: US-Notenbank zieht den Stecker
01.02.22 09:14
Stephan Heibel
Jay Powell treibt das Spielchen der beschleunigten Straffung der
Geldpolitik weiter. Es werde nur noch einen Kauf von Anleihen
geben, dann laufe das Programm des "Quantitative Easing" (QE -
quantitative Lockerung) aus. Derzeit sehe es bereits für März nach
einer ersten Zinsanhebung aus. Außerdem werde man das Quantitative
Tighening (QT - quantitative Straffung) beschleunigen.
Also: Die Zinswende wurde zunächst für Ende 2022 angekündigt, dann
sukzessive vorgezogen. Ende letzten Jahres wurde das QT-Programm
beschleunigt zurückgefahren, nun erfolgte eine weitere
Beschleunigung. Ende letzten Jahres wurde erstmalig ein QT in
Aussicht gestellt, nun wurde verkündet, dass man dies nun
beschleunigt einführen werde.
Unter Quantitative Easing versteht man den direkten Eingriff in
die Finanzmärkte durch das Aufkaufen von Unternehmens- und
Staatsanleihen. Anleihen, die einmal im Bestand der Fed sind,
werden bei Fälligkeit gegen neue Anleihen, vorzugsweise vom
gleichen Emittenten, ausgetauscht. Das Volumen ändert sich also
nicht mehr. Unter Quantitativ Dasing versteht man also die
kontinuierliche Ausweitung der Anleihekäufe.
Läuft das QE-Programm aus, so bleiben die gekauften Anleihen im
Bestand der Fed und werden bei Fälligkeit erneuert.
Quantitative Tighening ist nun der Schritt, fällige Anleihen nicht
mehr durch neue Anleihen zu ersetzen. Somit wird dem Finanzmarkt
erstmals Liquidität entzogen. Zusätzlich zum steigenden
Zinsniveau, das Kredite teurer macht und dadurch die umlaufende
Geldmenge reduziert, wird nun parallel dazu auch noch direkt in
den Finanzmarkt eingegriffen, indem die aktuellen
Refinanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen und den Staat nicht
nur teurer (Leitzins), sondern auch knapper (QT) gemacht werden.
Die Finanzgeschichte ist voll von Beispielen, in denen eine
übertriebene Straffung der Geldpolitik, insbesondere die
Kombination von steigenden Zinsen und QT, in eine Rezession
führte. Auch die Weltwirtschaftskrise 1929/1933 wird darauf
zurückgeführt.
Aber tatsächlich befindet sich Jay Powell in einer unangenehmen
Lage: Die Inflation ist per Ende Dezember auf 7% gestiegen, die
höchste Rate seit 40 Jahren. Der Arbeitsmarkt ist leergefegt, die
Stellenanzeigen sind explodiert doch Arbeitskräfte sind nicht mehr
aufzutreiben. Immer mehr Unternehmen berichten von
Wachstumsproblemen, weil Sie keine Mitarbeiter mehr finden. Joe
Biden hat die niedrigsten Beliebtheitswerte eines US-Präsidenten
seit Erhebung dieser Daten. Er kann jetzt keine ausufernde
Inflation und auch keinen Schießstand auf dem Arbeitsmarkt
gebrauchen. Der Druck auf Jay Powell, möglichst schnell für
Besserung zu sorgen, ist immens.
Sollten also die Zinsanhebungen und das QT-Programm den
Aktienmarkt belasten, dann wird man das in Kauf nehmen müssen. Die
Zeiten, in denen die Fed dem Aktienmarkt zu Hilfe kam, wenn's
turbulent wurde, sind vorbei: Hohe Inflation und ein leergefegter
Arbeitsmarkt sind wichtigere Probleme als fallende Kurse am
Aktienmarkt.
Der DAX brach am Mittwoch Abend erneut ein, unterschritt das Tief
vom Montag jedoch nicht mehr.
Mehr zum Rückblick der vergangenen Börsenwoche finden Sie in unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe unter https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1947
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