Chipknappheit als Ausrede für Autobauer und Hemmnis für BASF
22.02.22 10:21
Stephan Heibel
Letzte Woche haben wir im Heibel-Ticker Portfolio einen Teil
unserer BASF-Position verkauft. Der Portfolioanteil lag bei 8,7%,
vorgesehen haben wir für eine Dividendenposition jedoch ein
Portfolioanteil von 6%. Zum Jahreswechsel haben wir unsere
beabsichtigten Gewichtungen ein wenig umstrukturiert, nun hielt
ich den Kurs für geeignet, dies auch entsprechend umzusetzen.
Mit 5,3% Dividendenrendite und einem KGV von 11 ist die Aktie in
meinen Augen noch immer günstig bewertet… doch eher aus
Dividendensicht, nicht aus Sicht der Umsatz- und
Gewinnentwicklung, die mehr oder weniger stagniert.
Im Vorfeld der Dividendensaison läuft BASF für gewöhnlich ein
wenig besser. Anschließend wird der Dividendenabschlag in den
Preis eingerechnet, so dass es für uns eigentlich egal ist, ob wir
die Dividende auszahlen lassen und danach verkaufen, oder aber
kurz davor zu einem etwas höheren Kurs.
Grundsätzlich ist die Autoindustrie einer der großen Abnehmer von
BASF. Derzeit dominiert die Sichtweise, dass die
Automobilhersteller deutlich mehr produzieren und verkaufen
werden, sobald doch endlich die globale Chipknappheit überwunden
werden kann. Ich gehe davon aus, dass wir im zweiten Halbjahr
zügig eine Normalisierung der globalen Lieferketten sowie der
Chipproduktion sehen werden. Dann werden, wenn der Mainstream
Recht hat, deutlich mehr Autos gebaut und verkauft und BASF wird
sich über volle Auftragsbücher freuen, so die Erwartung.
Skeptiker hingegen sehen das ganze völlig anders: Die globale
Chipknappheit ist ein Segen für die deutsche Automobilindustrie.
Einmal mehr gibt es einen externen Schuldigen, der für die
schwachen Absatzzahlen verantwortlich ist. Das konnte man ja so
nicht absehen, hört man die Automanager sagen. Und so können die
wenigen Autos, die produziert werden können, ohne Preisnachlass
und daher mit hoher Gewinnmarge verkauft werden. Die Leute reißen
sich quasi um die wenigen Autos, die verfügbar sind.
Dabei wird ignoriert, dass die Produktionskapazitäten vor Corona
deutlich zu groß waren, Autos wurden auf Halde produziert und
Teslas Erfolge wurden als Luftschlösser verniedlicht.
Doch gerade Tesla hat vor wenigen Wochen bekannt gegeben, dass die
Chipknappheit keine Rolle mehr für die eigene Produktion spiele.
Tesla ist also heute schon in der Lage, ausreichend Chips zu
kaufen, um den eigenen Wachstumspfad einzuhalten. Da die Nachfrage
nach Teslas Autos real ist, ohne Werbung und ohne Preisnachlässe
funktioniert, war Elon Musk interessiert daran, die fehlenden
Chips möglichst schnell zu beschaffen. Daher der Erfolg.
Warum also schaffen es unsere Automobilbauer nicht? Vielleicht
wollen sie es gar nicht.
Soweit eine kleine Überlegung am Rande. Egal, ob das nun so zu
hundert Prozent stimmt, oder ob da nur ein Fünkchen Wahrheit drin
liegt, ist es immer ratsam, bei Gelegenheit mal ein paar Gewinne
zu realisieren. Ich sehe derzeit keinen Grund, BASF schwerer zu
gewichten, als beabsichtigt. Daher stutzten wir die Position und
schafften uns damit wieder ein wenig Liquidität und
Handlungsspielraum für kommende Chancen.
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