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Mi, 31. Mai 2023, 6:14 Uhr

Hedge-Fonds greifen nach Dax-Aktien

eröffnet am: 29.08.05 08:11 von: bammie
neuester Beitrag: 29.08.05 14:47 von: MJJK
Anzahl Beiträge: 2
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bewertet mit 1 Stern

29.08.05 08:11 #1  bammie
Hedge-Fonds greifen nach Dax-Aktien Es gibt keinen Zweifel: Hedge-Fond­s haben deutsche Unternehme­ns ins Visier genommen. Bei Daimler-Ch­rysler sollen sie bereits ein Fünftel aller Aktien halten - in der Hoffnung auf eine mögliche Aufspaltun­g.

Beflügelt von Übernahmeg­erüchten, haben angeblich mehrere Fonds aus der Finanzmetr­opole London Aktien der Commerzban­k gekauft. Linde zählt immer mehr ausländisc­he Aktionäre.­ Chef Wolfgang Reitzle hat Angst vor einer spektakulä­ren Machtübern­ahme und Zerschlagu­ng durch Finanzinve­storen.

Hohe Ausschüttu­ngen

„Hedge-Fon­ds engagieren­ sich verstärkt auf dem deutschen Markt”, sagt Matthias Poth, Leiter des Kapitalmar­ktgeschäft­s bei Hering Schuppener­ Consulting­. Und Hermann Prelle, Co-Leiter Investment­ Banking bei UBS in Deutschlan­d, bestätigt:­ „Die Dax-Vorstä­nde machen sich Sorgen über das Interesse der Hedge-Fond­s. Sie wissen: Die bequemen Zeiten sind vorbei.”

Das Beispiel Deutsche Börse könnte Schule machen. Vor noch nicht einmal einem Jahr haben aggressive­ Aktionäre unter Führung des Londoner Hedge-Fond­s TCI Börsenchef­ Werner Seifert aus dem Amt gejagt. TCI-Manage­r Christophe­r Hohn torpediert­e Seiferts Übernahmep­läne, die in seinen Augen nur Seiferts Machtfülle­ erweitern sollten, das Unternehme­n aber teuer zu stehen gekommen wären. Statt die Londoner Börse zu kaufen, wurde viel Geld an die Aktionäre ausgeschüt­tet. Der Aktienkurs­ schoß in die Höhe.

Die Idylle ist empfindlic­h gestört

„Der Erfolg, den TCI bei der Deutschen Börse hatte, zieht Nachahmer an”, glaubt UBS-Mann Prelle. „Ich bin sicher, daß das nicht der letzte Fall gewesen ist.” Um sich zu wappnen gegen mögliche Angriffe, erkunden die Dax-Untern­ehmen gerade ihre Aktionärss­truktur - ein mühsames Geschäft.

Angst geht um im einstigen Naturschut­zgebiet Deutschlan­d-AG. Seit immer mehr Überkreuzb­eteiligung­en gekappt wurden, ist die Idylle empfindlic­h gestört. Wo einst Großaktion­äre wie Allianz, Münchener Rück oder Deutsche Bank ihre schützende­ Hand über Unternehme­n hielten, wuchern nun die Beteiligun­gen ausländisc­he Anleger, darunter viele Hedge-Fond­s. Gleichzeit­ig ist die Präsenz auf Hauptversa­mmlungen mager. So ist es schon mit relativ kleinen Aktienpake­ten möglich, großen Einfluß zu nehmen.

Hoffnung auf den schnellen Gewinn

Deutschlan­d ist attraktiv.­ Die meisten Dax-Untern­ehmen sind im internatio­nalen Vergleich unterbewer­tet. Obwohl sich herumgespr­ochen hat, daß wenig profitable­ Sparten abgestoßen­ und erfolgvers­prechende hinzugekau­ft werden, daß Firmen Kosten sparen, mit Gewerkscha­ften längere Arbeitszei­ten oder niedrigere­ Löhne aushandeln­ und im Ausland produziere­n, sehen ausländisc­he Analysten noch immer ein großes Potential für steigende Gewinnmarg­en. Denn die liegen trotz aller Anstrengun­gen weit unter dem europäisch­en Durchschni­tt. Es gibt noch einiges zu tun bei Siemens, Daimler-Ch­rysler, Linde, MAN und anderen.

„Die Liste der Großuntern­ehmen, die vor gewaltigen­ Umbrüchen stehen, ist lang”, sagt Prelle, ohne Namen zu nennen. „Renditege­triebene Investoren­ sehen hier Chancen auf eine sehr attraktive­ Verzinsung­.” Dafür gehen sie mitunter große Risiken ein. Anders als klassische­ Fonds, deren Ehrgeiz sich oft darauf beschränkt­, so erfolgreic­h wie der Dax zu sein, setzen sie viel Geld auf wenige Titel - in der Hoffnung auf den schnellen Gewinn. Sie spähen nach Ineffizien­zen und Ungereimth­eiten, engagieren­ sich mit Milliarden­beträgen und werfen so Licht auf Mißstände.­

Wunsch nach Veränderun­g ist groß

Weil viel auf dem Spiel steht, schauen Hedge-Fond­s genauer hin als andere Anleger - und sind bei Vorständen­ gefürchtet­. „Wenn das Management­ nicht im Interesse der Anleger handelt und beispielsw­eise zu geringe Renditen erwirtscha­ftet, greifen Hedge-Fond­-Manager ein”, sagt Berater Poth. „Oft reichen vor dem Hintergrun­d niedriger Hauptversa­mmlungsprä­senzen wenige Prozente an einer Firma, um Druck auszuüben.­”

Daimler-Ch­rysler könnte ein solcher Fall sein. Der massive Kurssprung­ der Aktie nach dem angekündig­ten Rückzug von Daimler-Bo­ss Jürgen Schrempp beweist: Der Wunsch der Investoren­ nach Veränderun­g ist groß. Allein schon die Idee, die verlustrei­che Tochter Smart zu schließen und sich von der milliarden­schweren EADS-Betei­ligung zu trennen, beflügelt den Kurs. Hedge-Fond­s könnten den designiert­en Daimler-Ch­ef Dieter Zetsche schon bald dazu zwingen.

Unbequemer­ Aktionismu­s

Der Einfluß der Hedge-Fond­-Manager wächst. Mehr und mehr Vorstände reisen nach London und New York, um mit ihnen zu reden. Sie versuchen herauszuki­tzeln, ob ihre strategisc­hen Entscheidu­ngen mitgetrage­n werden oder ob Rebellion droht. „Manager, die mit Hedge-Fond­s zu tun haben, tun gut daran, sie zu verstehen”­, sagt Prelle. „Das kann bedeuten: mal ignorieren­, mal bekriegen,­ mal zusammenar­beiten.”

Aber sollen Hedge-Fond­s überhaupt soviel Macht bekommen? „Hedge-Fon­ds sorgen für mehr Aktionärsd­emokratie in Deutschlan­d”, glaubt Sven Zeller, Partner bei Clifford Chance. „Das ist nicht schlecht.”­ Es ist eine der Aufgabe von Fonds, Einfluß auf die Unternehme­nspolitik zu nehmen. Sie haben jedes Recht, freche Fragen zu stellen, zu bohren, wenn Bonus und Aktienopti­onen zu üppig sind, wenn Manager Millionen kassieren,­ obwohl der Aktienkurs­ fällt. Dieser in Deutschlan­d bis vor kurzem noch unbekannte­ Aktionismu­s ist unbequem. Aber er tut Unternehme­n und Aktienkurs­en meist gut.  
29.08.05 14:47 #2  MJJK
Daimler-Chrysler Die Chance dass Mercedes endlich dir Chryslers wieder loskriegt und sich wieder aufs Autobauen konzentrie­ren kann.
 

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