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Di, 28. März 2023, 1:49 Uhr

China wird zum größten wirtschaftlichen Risiko


06.12.22 12:24
DONNER & REUSCHEL AG

Hamburg (www.aktiencheck.de) - Aus heutiger Sicht ist die milde Rezession hierzulande und in der Eurozone das wahrscheinlichste Konjunkturszenario - vor allem weil eine Gasmangellage und damit Rationierungen von Energie voraussichtlich vermieden werden können, so Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL AG.

Ab dem Frühjahr wäre dann eine Stabilisierung des Wachstums und danach eine globale Erholung mit positiven Wachstumsraten zu erwarten. Allerdings basiere dieses Szenario maßbeglich auf einer wirtschaftlichen Erholung Chinas, dem nach den USA zweitwichtigsten Abnehmerland deutscher Exporte und wichtigen Baustein im Rahmen internationaler Lieferketten. Jedoch sei China derzeit - anders als vor 2 Jahren - nicht das Zugpferd der Weltwirtschaft. Und mit Blick auf die kommenden Monate würden die Sorgen weiter zunehmen, denn die chinesische Volkswirtschaft habe aktuell zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Das Vorhaben, den Binnenkonsum zu stärken - indem die Kaufkraft der Menschen weiter gesteigert und damit der Wohlstand ausgebaut werde - stocke aus verschiedenen Gründen.

Schon seit Monaten habe das Land eine massive Immobilienkrise zu verdauen, in deren Zuge viele Chinesinnen und Chinesen Vermögen verloren hätten. Auch Aktienkurse würden sich weiterhin im Korrekturmodus befinden. Besonders schwer würden jedoch die Auswirkungen der anhaltend massiven Lockdowns im Rahmen der Null-COVID-Strategie der chinesischen Regierung wiegen. Immer mehr, vor allem junge Menschen würden ein Ende dieser Maßnahmen fordern, teilweise durch öffentliche Kundgebungen und Proteste. Vor diesem Hintergrund sei nicht nur die Produktion massiv gestört, sondern auch der Konsum leide erheblich, erkennbar an seit Monaten sehr schwachen Wachstumsraten für die chinesischen Einzelhandelsumsätze. Zuletzt hätten folglich auch die Einkaufsmanagerindices eine abnehmende Produktion für die kommenden Monate signalisiert. Problematisch sei dass es für die Regierung um Xi Jinping keinen einfachen Ausweg geben könne. Würde er keine Lockerungen zulassen, könnten die Proteste weiter zunehmen. Würden die Restriktionen hingegen zu stark aufgehoben, wären angesichts eines kaum vorhandenen Immunschutzes massive Infektionswellen zu erwarten. Beide Szenarien würden die Wirtschaft zusätzlich schwächen. Zu erwarten sei daher, dass man einen Mittelweg aus Lockerungen und erneuten Impfkampagnen fahren werde, ggf. unter Zuhilfenahme von Impfstoffen aus dem Ausland. China dürfte damit aber vorerst als Stabilisator der Weltwirtschaft ausfallen. (06.12.2022/ac/a/m)