Aktiensplits von Amazon, Alphabet und Apple als Zeichen für ein Ende der Zockerei in Coronazeiten
05.07.22 09:08
Stephan Heibel
Anfang Juni wurde die Aktie von Amazon im Verhältnis 1:20
geteilt. Eine Amazon-Aktie, die zuvor 2.800 Euro wert war, war
dann nur noch 140 Euro wert. Dafür hatte jeder Aktionär 20 mal so
viele Stücke davon im Depot. Ein Nullsummenspiel für Unternehmen
und Aktionäre, dennoch gibt es Gründe für einen solchen
Aktiensplitt.
Auch Alphabet hat angekündigt, seine Aktien anlässlich meines
Geburtstags am 15. Juli im Verhältnis 1:20 zu splitten ;) Eine
Aktie, die derzeit für 2.080 Euro zu haben ist, würde dann bei 104
Euro notieren.
Institutionelle Anleger zahlen häufig Gebühren für ihre Käufe und
Verkäufe in Abhängigkeit von der Stückzahl der gehandelten Aktien.
Bei einem hohen Aktienkurs können institutionelle Anleger, die
hohe Summen bewegen, zu günstigen Konditionen handeln.
Ein niedriger Aktienpreis kommt Privatanlegern entgegen, die mit
kleinen Summen unterwegs sind. Wer kauft schon gerne eine oder
zwei Aktien? Da fühlt man sich irgendwie arm, oder? Jetzt kann man
20 oder 40 Aktien kaufen, das klingt doch ganz anders. Aber das
ist wohl nur eine psychologische Komponente.
Tatsächlich haben wir in den vergangenen Monaten viel
Handelsumsatz über Robinhood-Kunden in Amazon und Alphabet
gesehen. Robinhood bietet das gebührenfreie Handeln an und hat
zudem noch das Angebot von "fractional" Aktien erfunden, von
Aktienanteilen. Kunden von Robinhood können also mit kleinen
Beträgen Anteile an einzelnen Aktien erwerben. Das ist schon
irgendwie komisch: Hatte man die Aktien doch mal erfunden, um
"Anteile" am Unternehmen in verschiedene Hände geben zu können, so
wurde nun mit fractional Aktien darauf aufgesetzt, damit man sich
Anteile an Anteilen vom Unternehmen leisten kann.
Auch Apple hatte lange Zeit von Aktiensplits abgesehen, um den
Aktienkurs möglichst attraktiv für institutionelle Anleger zu
gestalten. Und auch Berkshire Hathaway wurde von Warren Buffet
lange Zeit nicht gesplittet. Robinhood hatte eine Laune des
Marktes für sich genutzt und junge Kleinanleger mit dem Angebot
des kostenfreien Handels in fractional Aktien gelockt.
Doch irgendwie ist dieses Angebot inzwischen obsolet. Genau wie
die anderen Dinge, die Robinhood-Anleger noch vor einem Jahr
begeisterten: Meme-Aktien wie GameStop und AMC haben ihren Reiz
verloren und pendeln im Rahmen der Baisse gen Süden. IPOs, SPACs
und Corona-Highflyer erleiden ein ähnliches Schicksal. Eine
Generation von jungen Anlegern wird aus dem Markt geschüttelt, wie
einst das Platzen der Internetblase viele meiner Generation für
immer verbrannt hat.
Robinhood ist das Poster Child, das Vorzeigekind dieser Zeit
gewesen und wird nun ausverkauft. Erst vor einem Jahr ging der
Neobroker an die Börse und erzielte kurz darauf eine
Marktkapitalisierung von 45 Mrd. USD. Heute ist das Unternehmen
gerade mal noch 8 Mrd. USD wert. Dabei liegen, halten Sie sich
fest, 8 Mrd. USD Nettocash in der Bilanz. Ein Broker, der
Robinhood mit seinen 22 Mio. Kunden kauft, bekommt den Kaufpreis
im Handumdrehen wieder ausbezahlt. Nicht schlecht, oder?
So hat Goldman Sachs die Einstufung für Robinhood nun von
Verkaufen auf Neutral hochgestuft. Zwar seien die fundamentalen
Entwicklungen weiterhin schlecht, aber dies sei in der aktuellen
Bewertung bereits ausreichend eingepreist und auf Sicht von 12
Monaten könne sich die Aktie dem Buchwert nähern, der um 20% höher
liege als die aktuelle Marktkapitalisierung.
Warum schreibe ich das so ausführlich? Weil das ein erstes Zeichen
dafür ist, dass die Neubewertung so langsam ihren Boden erreichen
könnte. Erste Kandidaten, die noch kürzlich die Welt im Sturm
erobern wollten, sind auf dem Boden der Tatsachen gelandet.
Den kompletten Wochenrückblick zur Börse finden Sie in Kapitel 02 unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe: https://www.heibel-ticker.de/heibel_tickers/1997#ch02
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