Aktienmärkte zuletzt wieder etwas fester - Mögliche positive Impulse durch Berichtssaison
14.10.22 09:51
Raiffeisen Centrobank
Wien (www.aktiencheck.de) - Nach den Kursverwerfungen der vergangenen Wochen präsentierten sich die globalen Aktienmärkte zuletzt wieder etwas fester, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank.
Sowohl in Europa, den USA als auch in Asien hätten sich Erholungsbewegungen breitgemacht, wobei es sich hier - in Anbetracht des Mangels an positiven Impulsen - vermutlich um technische Gegenbewegungen handeln dürfte. Denn bei dem mittlerweile altbekannten Dreiergespann aus Belastungsfaktoren - Inflation, Geo- und Geldpolitik - habe sich bislang keine nennenswerte Entspannung abgezeichnet.
Hinsichtlich des Faktors Geopolitik habe es weitere Schritte in Richtung Eskalation gegeben, als die EU auf die Teilmobilisierung Russlands mit einem achten Sanktionspaket reagiert habe. Dieses habe eine Reihe an verschiedenen Inhalten inkludiert, von gezielten Sanktionen gegenüber einzelnen Akteuren in der Orchestrierung der Scheinreferenden bis zu der Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die von den G7-Staaten angestrebte Preisobergrenze für russisches Öl.
Die jüngsten Ölpreisrückgänge hätten viele Marktteilnehmer auf eine Entspannung in der Inflationsproblematik hoffen lassen, sei diese doch vor allem in Europa energiegetrieben. Dem könnte allerdings der jüngste Beschluss der OPEC+, die tägliche Fördermenge um 2 Mio. Fass pro Tag zu kürzen, in die Quere kommen. Da jedoch einzelne Mitgliedsstaaten des Kartells zuletzt nicht in der Lage gewesen seien, ihre Förderquoten zu erfüllen, belaufe sich die effektive Produktionskürzung auf rund 1 Mio. Fass pro Tag. Unser Öl-Analyst geht zwar weiterhin von im Schnitt USD 90 je Fass der Sorte Brent im Q4 2022 und Q1 2023 aus, allerdings sind diese Prognosen entsprechend den jüngsten Entwicklungen mit einem gewissen Aufwärtsrisiko behaftet, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank.
Abseits der Geopolitik sei auch weiterhin die Geldpolitik tonangebend für die Aktienmärkte, wobei hier weder die europäische noch die US-Notenbank Anzeichen gegeben habe, vom eingeschlagenen hawkischen Kurs abzukehren. Während unsere Ökonomen von einer Rezession in der Eurozone im Q4 2022 bzw. Q1 2023 ausgehen, hielt sich die US-Wirtschaft bislang deutlich besser als die europäische, was unter anderem aus den jüngsten in den USA veröffentlichten ISM-Indices zu entnehmen ist, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank. Diese Resilienz verschaffe der FED einen größeren Spielraum bezüglich weiteren Zinsschritten als ihrem europäischen Pendant. Vor diesem Hintergrund sei es kein Wunder, dass die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen weiterhin in der Nähe ihres jüngsten Hochs von knapp 4% notieren würden. Somit stelle auch die Geldpolitik weiterhin einen Belastungsfaktor für die Aktienmärkte dar, da ein solches Rendite-Niveau bei geringerem Risiko eine durchaus attraktive Anlagemöglichkeit gegenüber "riskier assets" darstelle.
Für positive Impulse könnte allerdings die bevorstehende Berichtssaison sorgen. Während in den Frühlings- und Sommermonaten die Gewinnwachstumsschätzungen in der Eurozone - gemessen am EURO STOXX 50® (ISIN EU0009658145/ WKN 965814) - deutlich nach oben revidiert worden seien, seien diese in den USA - gemessen am S&P 500® (ISIN US78378X1072/ WKN A0AET0) - relativ stabil geblieben. Für das abgelaufene Q3 seien diese zwar etwas zurückgekommen, allerdings sei der Rückgang im vergangenen Monat von 3,8% auf 2,9% recht überschaubar ausgefallen.
Interessanter werde das Bild mit näherer Betrachtung der Energie-Komponente des Index: Für diese würden Konsensus-Schätzungen von einem Gewinnwachstum im Q3 von 120% ausgehen, während beim S&P 500® Ex-Energie ein Rückgang von 3,4% erwartet werde. Mit den Zinsbestrebungen der Notenbanken und der Unsicherheit am Energiemarkt sollte diese Divergenz der unterschiedlichen Sektoren - speziell zwischen zinssensitiven Segmenten und dem Energiesektor - keine Überraschung darstellen.
Bei solch einer moderaten, bzw. im Falle Ex-Energie negativen Erwartungshaltung der Analysten sollte es den US-Unternehmen allerdings leichter fallen positiv zu überraschen, was wiederum den Aktienmärkten etwas an Unterstützung in diesem durchaus schwierigem Marktumfeld verleihen würde. Trotz einer potenziell soliden Berichtssaison sehen wir bei den Gewinnwachstumsschätzungen für die kommenden Quartale sowohl in Europa als auch den USA aufgrund der Bandbreite an Belastungsfaktoren Revisionsbedarf nach unten, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank.
In Summe hat sich in an unserem Gesamtbild nichts Grundlegendes geändert, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank. Die globalen Aktienmärkte hätten zwar zuletzt mehrheitlich Gewinne verzeichnet, allerdings dürfte es sich hierbei ohne nennenswerte positive Impulse vermutlich um eine technische Gegenbewegung handeln, welche aber durchaus noch anhalten könnte. Geo- und Geldpolitik würden auch in der kommenden Zeit Belastungsfaktoren für die Börsen darstellen, allerdings könnte die bevorstehende Berichtssaison etwas an Unterstützung bringen. Obwohl sich die Stimmung der Marktteilnehmer weiterhin auf Tiefs befindet, die wir zuletzt zu Zeiten der Finanzkrise erreichten, überwiegt aus unserer Sicht mittelfristig speziell für europäische Aktien weiterhin das Abwärtspotenzial zusammengesetzt aus den eben genannten geo- und geldpolitischen Faktoren, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank. (Ausgabe vom 13.10.2022) (14.10.2022/ac/a/m)
Sowohl in Europa, den USA als auch in Asien hätten sich Erholungsbewegungen breitgemacht, wobei es sich hier - in Anbetracht des Mangels an positiven Impulsen - vermutlich um technische Gegenbewegungen handeln dürfte. Denn bei dem mittlerweile altbekannten Dreiergespann aus Belastungsfaktoren - Inflation, Geo- und Geldpolitik - habe sich bislang keine nennenswerte Entspannung abgezeichnet.
Hinsichtlich des Faktors Geopolitik habe es weitere Schritte in Richtung Eskalation gegeben, als die EU auf die Teilmobilisierung Russlands mit einem achten Sanktionspaket reagiert habe. Dieses habe eine Reihe an verschiedenen Inhalten inkludiert, von gezielten Sanktionen gegenüber einzelnen Akteuren in der Orchestrierung der Scheinreferenden bis zu der Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die von den G7-Staaten angestrebte Preisobergrenze für russisches Öl.
Die jüngsten Ölpreisrückgänge hätten viele Marktteilnehmer auf eine Entspannung in der Inflationsproblematik hoffen lassen, sei diese doch vor allem in Europa energiegetrieben. Dem könnte allerdings der jüngste Beschluss der OPEC+, die tägliche Fördermenge um 2 Mio. Fass pro Tag zu kürzen, in die Quere kommen. Da jedoch einzelne Mitgliedsstaaten des Kartells zuletzt nicht in der Lage gewesen seien, ihre Förderquoten zu erfüllen, belaufe sich die effektive Produktionskürzung auf rund 1 Mio. Fass pro Tag. Unser Öl-Analyst geht zwar weiterhin von im Schnitt USD 90 je Fass der Sorte Brent im Q4 2022 und Q1 2023 aus, allerdings sind diese Prognosen entsprechend den jüngsten Entwicklungen mit einem gewissen Aufwärtsrisiko behaftet, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank.
Für positive Impulse könnte allerdings die bevorstehende Berichtssaison sorgen. Während in den Frühlings- und Sommermonaten die Gewinnwachstumsschätzungen in der Eurozone - gemessen am EURO STOXX 50® (ISIN EU0009658145/ WKN 965814) - deutlich nach oben revidiert worden seien, seien diese in den USA - gemessen am S&P 500® (ISIN US78378X1072/ WKN A0AET0) - relativ stabil geblieben. Für das abgelaufene Q3 seien diese zwar etwas zurückgekommen, allerdings sei der Rückgang im vergangenen Monat von 3,8% auf 2,9% recht überschaubar ausgefallen.
Interessanter werde das Bild mit näherer Betrachtung der Energie-Komponente des Index: Für diese würden Konsensus-Schätzungen von einem Gewinnwachstum im Q3 von 120% ausgehen, während beim S&P 500® Ex-Energie ein Rückgang von 3,4% erwartet werde. Mit den Zinsbestrebungen der Notenbanken und der Unsicherheit am Energiemarkt sollte diese Divergenz der unterschiedlichen Sektoren - speziell zwischen zinssensitiven Segmenten und dem Energiesektor - keine Überraschung darstellen.
Bei solch einer moderaten, bzw. im Falle Ex-Energie negativen Erwartungshaltung der Analysten sollte es den US-Unternehmen allerdings leichter fallen positiv zu überraschen, was wiederum den Aktienmärkten etwas an Unterstützung in diesem durchaus schwierigem Marktumfeld verleihen würde. Trotz einer potenziell soliden Berichtssaison sehen wir bei den Gewinnwachstumsschätzungen für die kommenden Quartale sowohl in Europa als auch den USA aufgrund der Bandbreite an Belastungsfaktoren Revisionsbedarf nach unten, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank.
In Summe hat sich in an unserem Gesamtbild nichts Grundlegendes geändert, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank. Die globalen Aktienmärkte hätten zwar zuletzt mehrheitlich Gewinne verzeichnet, allerdings dürfte es sich hierbei ohne nennenswerte positive Impulse vermutlich um eine technische Gegenbewegung handeln, welche aber durchaus noch anhalten könnte. Geo- und Geldpolitik würden auch in der kommenden Zeit Belastungsfaktoren für die Börsen darstellen, allerdings könnte die bevorstehende Berichtssaison etwas an Unterstützung bringen. Obwohl sich die Stimmung der Marktteilnehmer weiterhin auf Tiefs befindet, die wir zuletzt zu Zeiten der Finanzkrise erreichten, überwiegt aus unserer Sicht mittelfristig speziell für europäische Aktien weiterhin das Abwärtspotenzial zusammengesetzt aus den eben genannten geo- und geldpolitischen Faktoren, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank. (Ausgabe vom 13.10.2022) (14.10.2022/ac/a/m)
Werte im Artikel