Aktienmärkte Dezember 2021: Achterbahnfahrt der Gefühle
23.12.21 15:30
Raiffeisen Centrobank
Wien (www.aktiencheck.de) - Beim Blick auf die Kurstafeln scheinen sich die Aktienmärkte vorerst beruhigt zu haben, die Nachrichtenlage stellt jedoch weiterhin eine Achterbahnfahrt der Gefühle dar, so die Analysten der Raiffeisen Centrobank.
Damit würden die Analysten nicht nur auf den Abgang Angela Merkels nach 16 Jahren als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland anspielen, sondern sich vor allem auf den Meldungsmix rund um Omikron und Evergrande beziehen.
Der Hoffnung, dass die neue Virus-Variante weniger gefährlich sein könnte, stünden mittlerweile Berichte über eine womöglich geringere Impfwirksamkeit gegenüber. So solle ein ausreichender Schutz doch erst nach der dritten (Booster) Impfung gegeben sein, während ein angepasster Impfstoff frühestens für März 2022 zu erwarten sei. Und selbst im Hinblick auf die Schwere der Krankheitsverläufe könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Der Großteil der Infizierten in Afrika habe zwar tatsächlich nur milde Symptome aufgewiesen. Allerdings habe es sich bei den Betroffenen zumeist um jüngere Personen gehandelt.
Des Weiteren dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass Südafrika einen hohen Grad an Durchseuchung aufweise, sodass in den meisten Fällen von einer erneuten Ansteckung ausgegangen werden müsse. Neue Daten aus Japan würden zudem darauf schließen lassen, dass die Omikron-Variante viermal so übertragbar sei wie die jene von Delta. Dass nach den verlustreichen Handelstagen der Vorwochen zwischenzeitlich aber eine leichte Erholung eintrete, hätten die Analysten bereits in der vergangenen Woche in ihrem wöchentlichen Marktausblick als wahrscheinlich eingestuft. Ein gänzliches Auspreisen der Omikron-Sorgen erscheine jedoch definitiv verfrüht. Die Analysten würden daher davon ausgehen, dass sich die Märkte auch in den kommenden Handelstagen weiter auf Richtungssuche begeben würden und die Nachrichtenlage rund um Omikron den maßgeblichen treibenden Faktor darstellen werde.
Die Analysten sähen sich in Anbetracht der aktuellen Datenlage weiterhin nicht dazu veranlasst, ihr Basisszenario zu ändern, würden aber im Zuge der Ausarbeitung ihres neuen Aktienmarktausblicks für 2022 die aktuellen Kursziele in Revision stellen.
Abseits der globalen Pandemie sei ein weiterer Risikofaktor wieder in den Fokus gerückt, um welchen es zuletzt etwas stiller geworden sei: der strauchelnde chinesische Immobiliengigant Evergrande. Die Ratingagentur Fitch habe den hoch verschuldeten Immobilien-Riesen Evergrande mit "Restricted Default" auf die zweitniedrigste Stufe (kurz vor dem Totalausfall) weiter herabgestuft. Der Konzern sei erneut in Zahlungsverzug geraten: Anfang der Woche sei eine 30-tägige Nachfrist für die Zahlung von Anleihezinsen in Höhe von USD 82,5 Mio. ausgelaufen. Chinas Zentralbankchef Yi Gang habe zuletzt signalisiert, dass die Regierung in Peking dem Konzern nicht mit Rettungsmaßnahmen zur Hilfe kommen wolle, wodurch ein Default deutlich wahrscheinlicher geworden sei. An den Aktienmärkten sei dieses Thema zwar aufgenommen worden, wirkliche drastische Kursreaktionen, insbesondere auch am breiten chinesischen Aktienmarkt, seien jedoch ausgeblieben. Für die Analysten sei das unter anderem ein Indiz dafür, dass - wie auch in früheren Publikationen dargelegt - bereits ein Großteil dieses Risikofaktors an den Märkten eingepreist zu sein scheine. Trotzdem würden die Analysten die Entwicklungen weiterhin genau beobachten und gegebenenfalls reagieren.
Datenseitig sei in der kommenden Woche nur mit geringen Impulsen aus dem Unternehmensbereich zu rechnen. Der Markt werde sich vielmehr auf Makrodaten und geldpolitische Entscheidungen fokussieren. Es laufe zwar alles in Richtung einer "geldpolitischen Normalisierung", die Analysten sähen die Taperingdebatte jedoch mehrheitlich am Aktienmarkt eingepreist und würden vorerst keinen wirklichen Gegenwind erwarten.
Abschließend wollen die Analysten der Raiffeisen Centrobank noch einen unparteiischen und objektiven Blick auf das Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel werfen. Außer Frage stehe, dass Merkel in den vergangenen 16 Jahren maßgeblich das geopolitische Klima mitgestaltet habe. In Zeiten schillernder Politpersönlichkeiten habe ihre besonnene und unaufgeregte Art stets einen wichtigen Gegenpol dargestellt. Ihrem Nachfolger Olaf Scholz sei oftmals fehlendes Temperament vorgeworfen worden - vielleicht unterscheide er sich also gar nicht so sehr von ihr. Während die Analysten der Raiffeisen Centrobank Merkels politische Erfolge und Misserfolge nicht kommentieren wollen, können sie zumindest aus Kapitalmarktsicht festhalten, dass Merkels Regentschaft für DAX-Anleger zu den Profitabelsten zählte. Rechne man die Kursentwicklung des deutschen Börsenbarometers bis Ende der 60er zurück, so hätten DAX-Investoren in den letzten vier Amtsperioden im Durchschnitt rund 5% Rendite pro Jahr erzielt. Lediglich die Ära Kohl sei dank der damaligen Entwicklung des "Neuen Marktes" von noch höheren Renditen geprägt gewesen. (Ausgabe vom 17.12.2021) (23.12.2021/ac/a/m)
Damit würden die Analysten nicht nur auf den Abgang Angela Merkels nach 16 Jahren als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland anspielen, sondern sich vor allem auf den Meldungsmix rund um Omikron und Evergrande beziehen.
Der Hoffnung, dass die neue Virus-Variante weniger gefährlich sein könnte, stünden mittlerweile Berichte über eine womöglich geringere Impfwirksamkeit gegenüber. So solle ein ausreichender Schutz doch erst nach der dritten (Booster) Impfung gegeben sein, während ein angepasster Impfstoff frühestens für März 2022 zu erwarten sei. Und selbst im Hinblick auf die Schwere der Krankheitsverläufe könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Der Großteil der Infizierten in Afrika habe zwar tatsächlich nur milde Symptome aufgewiesen. Allerdings habe es sich bei den Betroffenen zumeist um jüngere Personen gehandelt.
Die Analysten sähen sich in Anbetracht der aktuellen Datenlage weiterhin nicht dazu veranlasst, ihr Basisszenario zu ändern, würden aber im Zuge der Ausarbeitung ihres neuen Aktienmarktausblicks für 2022 die aktuellen Kursziele in Revision stellen.
Abseits der globalen Pandemie sei ein weiterer Risikofaktor wieder in den Fokus gerückt, um welchen es zuletzt etwas stiller geworden sei: der strauchelnde chinesische Immobiliengigant Evergrande. Die Ratingagentur Fitch habe den hoch verschuldeten Immobilien-Riesen Evergrande mit "Restricted Default" auf die zweitniedrigste Stufe (kurz vor dem Totalausfall) weiter herabgestuft. Der Konzern sei erneut in Zahlungsverzug geraten: Anfang der Woche sei eine 30-tägige Nachfrist für die Zahlung von Anleihezinsen in Höhe von USD 82,5 Mio. ausgelaufen. Chinas Zentralbankchef Yi Gang habe zuletzt signalisiert, dass die Regierung in Peking dem Konzern nicht mit Rettungsmaßnahmen zur Hilfe kommen wolle, wodurch ein Default deutlich wahrscheinlicher geworden sei. An den Aktienmärkten sei dieses Thema zwar aufgenommen worden, wirkliche drastische Kursreaktionen, insbesondere auch am breiten chinesischen Aktienmarkt, seien jedoch ausgeblieben. Für die Analysten sei das unter anderem ein Indiz dafür, dass - wie auch in früheren Publikationen dargelegt - bereits ein Großteil dieses Risikofaktors an den Märkten eingepreist zu sein scheine. Trotzdem würden die Analysten die Entwicklungen weiterhin genau beobachten und gegebenenfalls reagieren.
Datenseitig sei in der kommenden Woche nur mit geringen Impulsen aus dem Unternehmensbereich zu rechnen. Der Markt werde sich vielmehr auf Makrodaten und geldpolitische Entscheidungen fokussieren. Es laufe zwar alles in Richtung einer "geldpolitischen Normalisierung", die Analysten sähen die Taperingdebatte jedoch mehrheitlich am Aktienmarkt eingepreist und würden vorerst keinen wirklichen Gegenwind erwarten.
Abschließend wollen die Analysten der Raiffeisen Centrobank noch einen unparteiischen und objektiven Blick auf das Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel werfen. Außer Frage stehe, dass Merkel in den vergangenen 16 Jahren maßgeblich das geopolitische Klima mitgestaltet habe. In Zeiten schillernder Politpersönlichkeiten habe ihre besonnene und unaufgeregte Art stets einen wichtigen Gegenpol dargestellt. Ihrem Nachfolger Olaf Scholz sei oftmals fehlendes Temperament vorgeworfen worden - vielleicht unterscheide er sich also gar nicht so sehr von ihr. Während die Analysten der Raiffeisen Centrobank Merkels politische Erfolge und Misserfolge nicht kommentieren wollen, können sie zumindest aus Kapitalmarktsicht festhalten, dass Merkels Regentschaft für DAX-Anleger zu den Profitabelsten zählte. Rechne man die Kursentwicklung des deutschen Börsenbarometers bis Ende der 60er zurück, so hätten DAX-Investoren in den letzten vier Amtsperioden im Durchschnitt rund 5% Rendite pro Jahr erzielt. Lediglich die Ära Kohl sei dank der damaligen Entwicklung des "Neuen Marktes" von noch höheren Renditen geprägt gewesen. (Ausgabe vom 17.12.2021) (23.12.2021/ac/a/m)