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Fr, 31. März 2023, 15:28 Uhr

Aktien profitieren von nachgebenden Rohstoffpreisen und sinkenden Zinssorgen sowie negativer Realrendite


11.11.22 19:00
DONNER & REUSCHEL AG

Hamburg (www.aktiencheck.de) - Die aus Sicht der Demokraten überraschend positiv verlaufenen Zwischenwahlen zum US-Kongress haben kurzfristig kaum Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, so Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank DONNER & REUSCHEL AG.

Auch mit einer möglichen Mehrheit der demokratischen Partei im Senat seien die künftigen innenpolitischen Möglichkeiten Präsident Bidens überschaubar. Mit Blick auf die in zwei Jahren stattfindende Präsidentschaftswahl, insbesondere die Kandidatenfrage in Reihen der Republikaner, könnten sich allerdings noch unerwartete Entwicklungen ergeben, die dann aber frühestens 2024 an der Börse eine Wirkung entfalten dürften.

Aktuell liege der Anlegerfokus auf der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden Monaten sowie den Erwartungen an die weitere geldpolitische Ausrichtung der Notenbanken. Betrachte man die Aktienmärkte, seien schon seit Anfang Oktober deutliche Stabilisierungstendenzen erkennbar. Wie an der Börse üblich, hätten Anlegende offensichtlich begonnen, durch die akuten Krisen und Rezessionserwartungen für das Winterhalbjahr hindurchzuschauen und hätten damit den ab Frühjahr 2023 zu erwartenden konjunkturellen Aufschwung im Blick gehabt. Zudem sei immer wieder die Hoffnung zum Tragen gekommen, dass die rasanten Zinserhöhungszyklen vieler Notenbanken doch nicht im bisherigen Tempo anhalten würden.

Diese Erwartung habe mit der Veröffentlichung der Oktober-Inflationsdaten für die USA jüngst einen massiven Anschub bekommen. Sowohl der Anstieg der Verbraucherpreise um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr als auch die Kernrate der Inflation mit 6,3 Prozent hätten unterhalb der Vormonatswerte und unterhalb der Erwartungen gelegen. Damit sei die sich anhand von Frühindikatoren wie bspw. der Preiskomponente des ISM-Einkaufsmanagerindex oder auch dem globalen Nachgeben der Rohstoffpreise schon länger abzeichnende stärkere Entlastung des Preisdrucks erstmals deutlich erkennbar gewesen und es deute sich an, dass die Inflationsraten in den USA in den kommenden Monaten weiter fallen würden. Trotzdem sei beim letzten Zinsentscheid der US-Notenbank FED im Dezember weiterhin mit einer Anhebung der Leitzinsen um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte zu rechnen. Immer wahrscheinlicher werde aber auch, dass Anfang 2023 zunächst eine Pause bei den Zinserhöhungen eingelegt werde, um die weitere Wirkung des seit März 2022 sehr starken Zinsanstiegs abzuwarten.

Entsprechend hätten die Aktienmärkte weltweit, der Euro sowie das Gold deutlich zugelegt und hätten mittelfristige Abwärtstrends durchbrechen können. Auch wenn nicht alle Probleme aus der Welt geschaffen worden seien und vor allem geopolitische Risikofaktoren bleiben würden, sei damit vorerst eine weitere Stabilisierung an den internationalen Kapitalmärkten wahrscheinlich.

In der Eurozone hingegen sei die Inflationsspitze noch nicht überschritten. So se für Deutschland für Oktober eine Preissteigerungsrate in Höhe von 10,4 Prozent bestätigt worden. Wesentliche preisliche Entlastungsfaktoren kämen hierzulande nur abgeschwächt zum Tragen. Einerseits sorge der insgesamt immer noch schwache Euro dafür, dass sinkende Preise für die zumeist in US-Dollar gehandelten Rohstoffe nur teilweise ankämen. Auch die Importpreissteigerungen würden sich anders als in den USA deswegen nach wie vor auf Höchstniveaus befinden. Zudem seien zwar die Gaspreise im Großhandel in Europa zuletzt förmlich eingebrochen, nachdem die europäischen Gaslager nahezu vollständig gefüllt seien und aufgrund der milden Witterung der letzten Wochen die Nachfrage nur leicht angestiegen sei, allerdings würden die erhöhten Energiepreise der vergangenen Monate erst mit einem Zeitverzug auf die Endverbraucher durchgereicht und würden damit den Inflationsdruck hoch halten.

Auch wenn Euphorie angesichts diverser bestehender Risikofaktoren nicht angebracht wäre, seien die Perspektiven für Anlegende mit Blick auf das Jahresende nicht schlecht. Die Zinsen dürften deutlich weniger ansteigen als seit Anfang 2022, bei längeren Laufzeiten zwischenzeitlich auch einmal wieder fallen. Aktien würden von nachgebenden Rohstoffpreisen und sinkenden Zinssorgen sowie einer anhaltend negativen Realrendite profitieren. (11.11.2022/ac/a/m)





 
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