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Di, 26. September 2023, 0:28 Uhr

Tech-Börsen weitere Kursstürze?


31.07.01 10:06
The-Bulls

Die Experten von "The-Bulls" hatten es bereits vor drei Wochen angekündigt, dass der Markt auf die jüngsten Quartalszahlen durchwegs positiv reagieren wird.

Der Pessimismus sei nämlich enorm gewesen und die Gewinneinbrüche bei Novellus (Halbleiter), Intel, Nokia, International Paper, General Motors, Whirlpool (Haustechnik) und Caterpillar... seien bereits in den Kursen enthalten.

Deshalb habe die Nasdaq innerhalb des von uns festgesetzten Toleranzbereiches bis 1.920 Punkte wieder nach oben gedreht, während der Dow Jones-Index die 10.000-Punkte Marke nicht unterschritten habe. Während die Nasdaq oberhalb der psychologischen Schwelle von 2.000-Punkten nun einer Seitwärtsbewegung unterliege, habe am 25. Juli am Neuen Markt eine massive Gegenreaktion eingesetzt.

Nach einer Talfahrt von fast 90 Prozent seit Alltime-High zeichne sich nun eine nachhaltige Bodenbildung ab. Behördliche Eingriffe wie ein Delisting von ca. 20 bis 30 Pennystocks, die gegenwärtig unter 1 Euro notieren würden und eine schärfere Vorgangsweise bei Insiderverstößen sollten den gegenwärtigen Kursverfall zumindest bremsen.

Auch ein indirektes Fehlereingeständnis des Managements verglühter Sternschnuppen wie zum Beispiel EM.TV in Form eines Rücktrittes werde vom Markt positiv aufgenommen. Immer mehr professionelle Berufsmanager würden an die Stelle jener unerfahrenen Unternehmensgründer treten, deren kurzfristiger Erfolg sich im Laufe der Jahre als "Zufallstreffer" entpuppt habe.

Deshalb sollte das mittelfristige Rückschlagpotential im NEMAX50-Index selbst im Falle einer globalen Rezession auf ca. 800 Punkte begrenzt sein. Spätestens dann sollte die Baisse in eine jahrelange Seitwärtsbewegung übergehen. Kurzfristig allerdings bestehe keine größere Gefahr, denn solange sich noch zahlreiche wichtige Entscheidungsträger größerer Kapitalanlagegesellschaften im Urlaub befänden, würden sich deren Untergebene gegenüber den Märkten eher neutral verhalten.

In eine zwiespältige Situation geraten Anleger auch durch den Umstand, dass sich gegenwärtig zwei Kräfte die Waage halten, so die Experten von "The-Bulls."

Ein sich beschleunigender Wirtschaftsabschwung und die Angst vor weiteren Gewinneinbrüchen: Nach Umstellungen in der Schätzung des BIP durch Veränderung in der Gewichtung der Telekomausgaben und bei den Wirtschaftsumfragen sei klar ersichtlich geworden, dass sich die konjunkturelle Talfahrt beschleunige. So sei eine Revidierung der BIP-Reihe bis 1998 mit dem Ergebnis erfolgt, dass die Schätzung des BIP-Wachstums im dritten Quartal 2000 von 2,2 auf 1,3 Prozent nach unten habe revidiert werden müssen, während sie für das vierte Quartal von 1,0 auf 1,9 Prozent nach oben angepasst worden sei.

Nun zeichne sich ein kontinuierlicher Einbruch des Wirtschaftswachstums um jeweils 0,6 Prozent ab. Im zweiten Quartal 2001 habe der Zuwachs nur noch bei 0,7 Prozent nach 1,3 Prozent im vorangegangenen Quartal gelegen. Das sei der schwächste Zuwachs seit einem Rückgang um 0,1 Prozent im ersten Quartal 1993. Vor allem die Tatsache, dass sich die gewerblichen Investitionen rückläufig entwickeln würden, sollte bei erfahrenen Anlegern die rote Laterne aufleuchten lassen.

Nach einem leichten Rückgang um 0,2 Prozent im ersten Quartal sei in der Periode April bis Juni 2001 ein Einbruch von 13,6 Prozent gefolgt. Das sei der stärkste Rückgang seit 19 Jahren. Vor allem die IT-Flaute nach dem Y2K-Boom hinterlasse tiefe Spuren, denn die Bereiche Software und Ausrüstung seien mit einem Einbruch von 14,5 Prozent am stärksten betroffen.

Infolge von Überkapazitäten in der Industrie und den daraus resultierenden Räumungsverkäufen entwickele sich die Inflationsrate rückläufig. Nach einem Anstieg von 3,2 Prozent im ersten Quartal habe sich der Preisauftrieb in den darauffolgenden drei Monaten mit 1,7 Prozent in engen Grenzen gehalten.

Das gebe Spielraum für eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der nächsten Fed-Sitzung im August. Dies wäre dann die siebte Zinssenkung im laufenden Jahr. Die Fed-Fund-Rate befinde sich mit gegenwärtig 3,75 Prozent auf einem Siebenjahres-Tief. Trotzdem würden sich die Zinssenkungen nur dann positiv auf die Realwirtschaft auswirken, wenn die Zinsen die Talsohle erreicht hätten. Denn solange weitere Zinssenkungen in Aussicht stünden, würden sich die Unternehmen mit kreditfinanzierten Investitionen noch so weit wie möglich zurückhalten.

Unter diesem Aspekt wirke die Zinspolitik auch zu einem gewissen Grad prozyklisch und verstärke vorerst den konjunkturellen Abschwung solange, bis kein Spielraum für weitere Zinssenkungen mehr vorhanden sei.

Obwohl sich der private Konsum, der für zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung verantwortlich sei, mit einem Zuwachs von 2,1 Prozent im zweiten Quartal noch sehr gut halte, könne laut Greenspan noch lange keine Entwarnung gegeben werden. Diese Sichtweise decke sich auch mit den Aussagen zahlreicher Unternehmenslenker, die noch von einer weiteren Abschwächung im
dritten Quartal ausgehen würden.





 
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