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So, 26. März 2023, 21:10 Uhr

Goldkonzerne unter der Lupe


08.06.05 10:55
GOLDINVEST.de daily

Gold-Reserven und -Ressourcen bieten ohne kritisches Hinterfragen kaum hinreichende Daten für die Einschätzung von Goldminen-Aktien, so die Experten von "GOLDINVEST.de daily".

Doch an ihnen erkenne der Investor zumindest die Größenordnung und mögliche Lebensdauer der Projekte und Gesellschaften. Die Suche nach Gold werde immer schwieriger. Obwohl der Goldpreis in den vergangenen zwei Jahren kräftig angestiegen sei, hätten es die Goldminen vergangenes Jahr vermehrt versäumt, erfolgreiche Exploration zu betreiben. Die Goldreserven seien in der Branche lediglich um rund drei Prozent gestiegen. Die 2004 neu etablierten Gold-Ressourcen würden sogar nur auf Vorjahresbasis bleiben.

Auf den ersten Blick sage man: "Nun gut, die haben ja auch eine Menge gelbes Zeug aus dem Boden geschaufelt." Sie hätten also schon etwas neues gefunden. Doch so leicht mache es uns die Statistik dann doch nicht. Denn der zweite Blick zeige, dass sich die Goldsucher sehr bewusst gewesen seien, dass der Goldpreis angezogen habe. Für den Ausweis der Reserven und Ressourcen hätten sie daher teils deutlich höhere Goldpreise verwendet. Im Branchendurchschnitt hätten sie bei der Bewertung, ob die Vorkommen wirtschaftlich abbaubar seien, einen um 28 US-Dollar höheren Goldpreis angesetzt.

Zum Verständnis: Die Goldreserven eines Unternehmens seien definiert als die wirtschaftlich abbaubaren Unzen Gold. Je höher also der Goldpreis, desto mehr Ressourcen des Unternehmens seien wirtschaftlich abbaubar und würden daher als Reserven eingestuft. Es komme also darauf an, welchen Goldpreis ein Unternehmen bei der Abschätzung der Reserven annehme.

Dieser liege im Branchen-Durchschnitt 2004 bei 378 US-Dollar. Dadurch würden Vorkommen, die ohnehin schon bekannt gewesen seien, mit mehr Unzen ins Gewicht fallen. Den Vogel schieße dabei der südafrikanische Konzern Harmony Gold Mining ab. Für seine mehr als 200 Millionen Unzen Gold-Ressourcen, die höchsten der Branche, hätten die Südafrikaner sage und schreibe 473 US-Dollar je Unze für die Kalkulation angenommen. Heute notiere der Goldpreis weit niedriger. Die Unzen würden dabei wie Sand durch die Finger fließen. Auch Durban Roodeport Deep lege mit 460 US-Dollar je Unze eine ambitionierte Kalkulationsbasis zu Grunde. Auch hier müssten die 31 Millionen Unzen Ressourcen und knapp zwölf Millionen Unzen Gold-Reserven sehr kritisch beäugt werden.

Positiv würden dagegen vor allem Highland Gold Mining mit 286 US-Dollar, Gabriel Resources mit 300 Dollar, Yamana Gold mit 335 US-Dollar und der fünftgrößte Goldkonzern Placer Dome mit 350 Dollar fallen. Placers 125 Millionen Unzen Ressourcen könnten somit weit mehr wert sein als Harmonys 200 Millionen Unzen.

Sicherlich sei längerfristig eher von einer Dollar-Schwäche und somit von einem eher steigenden Goldpreis auszugehen - immerhin sei die Korrelation zwischen beiden Notierungen frappierend. Doch kurzfristig ändere dies nichts an dem zu ehrgeizigen Vorgehen einiger Konzerne.

Aus der Kombination von Reserven und dem jährlichen Goldabbau lasse sich recht gut die Lebensdauer der Gesellschaften einschätzen. Eine Newmont Mining, der größte Goldkonzern weltweit, dürfte so aus heutiger Sicht noch ca. 15 Jahre im Geschäft bleiben. Vorausgesetzt die Amerikaner würden keine weiteren Vorkommen finden und könnten ihre Ressourcen nicht in wirtschaftlich abbaubare Reserven umwandeln. Die kanadische Placer Dome dürfte dagegen noch 20 Jahre Bestand haben. Sie würden damit neben Lihir Gold, die in Papua-Neuguinea abbauen und Reserven für ca. 25 Jahre besitzen würden, und Eldorado Gold (19 Jahre) die höchste Lebensdauer unter den größeren Minen besitzen.

Doch das Beispiel Lihir Gold zeige auch, dass neben den reinen Ressourcen- und Reserve-Zahlen auch der Ort der Grabungen eine Rolle spielen sollte. Papua-Neuguinea zähle zum Beispiel zu den mit den größten politischen Risiken eingeschätzten Ländern. Auf einer Rangliste von 100 (beste) bis 0 (schlechteste) besitze Papua Neuguinea nur 25 Punkte. Am schlechtesten falle die Einschätzung des Fraser Instituts derzeit für Simbabwe aus. Das südafrikanische Land habe nur 7,6 Punkte erhalten. Der Kongo (11) Indonesien (12), Russland (17), Bolivien (20) und Venezuela (21) würden auf den unteren Rängen folgen. Aber die Konzerne hätten es auch - etwas überraschend für den Normalbürger - in den US-Bundesstaaten Wisconsin (26 Punkte) und Kalifornien (27) schwer.

Am besten schneide der US-Staat Nevada mit sage und schreibe 95 Punkten ab. Einen besseren Standort für die Goldgräberei und das Ölfördern gebe es nicht. In Kanada komme da nur die Provinz Manitoba (89) knapp heran. In Europa besitze Irland mit 94 Punkten eine herausregende Stellung als Rohstoff-Standort. Spanien folge mit 78 Punkten.

Sollten Anleger daher über neue aber zudem besonders konservative Minenengagements nachdenken, solle man nicht nur auf die Ressourcen und aktuellen Gewinne und Bewertungen der Aktien schauen, sondern auch überlegen, wo das Gold, Silber, Lithium, Kupfer, Gas und Öl aus dem Boden geholt werde.





 
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