Aktienmarkt Sentiment: "Bullisch" + Niedergeschlagenheit trotz hohem Aktienmarktniveau
23.02.21 11:47
Stephan Heibel
Das Sentiment hat eine sensationell pessimistische Entwicklung
erfahren. Hatte ich in meiner Ausgabe 21/6 noch gewarnt, dass uns
das Sicherheitsnetz fehle, so konnte der DAX durch eine Woche
"Konsolidierung" auf hohem Niveau nun wieder eine gesunde
Verfassung zurück erlangen. Mit einem Wochenminus von 0,4% lief
der DAX schlechter als seine internationalen Kollegen. An der
Wirtschaft kann's nicht gelegen haben: Die ZEW Konjunkturerwartung
fiel deutlich positiver aus als im Vorfeld erwartet. Auch der
Einkaufsmanagerindex konnte positiv überraschen.
Irgendwie schafft es der DAX nicht, nach oben auszubrechen. Dabei
gibt es genügend positive Erwartungen: TUI (+13%) erwartet, dass
die Menschen schon diesen Sommer wieder kräftig reisen, wenngleich
sie wohl nur sehr kurzfristig buchen werden. Akasol (+18%) springt
aufgrund von Übernahmegerüchten kräftig an. Aurubis (+8%)
profitiert vom positiven Konjunkturausblick.
Anleger haben die Wochenentwicklung jedoch negativ wahrgenommen.
Das Anlegersentiment ist von +2,1 auf -0,6 gefallen.
Niedergeschlagenheit macht sich breit, gepaart mit Verunsicherung,
wie unsere zweite Frage ergibt: Die Selbstzufriedenheit ist von
+1,0 auf -1,6 gesunken.
Ich führe den deutlichen Stimmungsunterschied zwischen deutschen
und US-Anlegern auf die Impfsituation zurück. Auch in den USA gibt
es Probleme bei der Impfstoffverteilung, doch es ist die Logistik,
die drüben teilweise überfordert ist. Das kann behoben werden und
täglich treffen Meldungen ein, was zur Beschleunigung der
Impfungen weiter unternommen wird. Bei uns hingegen scheint sich
nichts zu bewegen, wenn wir die Tagespresse aufschlagen: Zwei
Impfstoffe sind für uns nicht verfügbar und der dritte wird
kritisiert. Kein Wunder, dass die Verunsicherung groß ist.
Aber es ist eine Situation, die positive Überraschungen zulässt.
Und Aktienmarktentwicklungen werden von Überraschungen bestimmt.
Alles, was bekannt ist, ist eingepreist - so die Theorie. Größere
Kursbewegungen erfolgen immer dann, wenn ein überraschendes
Ereignis eintritt. Und wenn die Stimmung ohnehin bereits am Boden
ist, kann es kaum mehr eine negative Überraschung geben. Alle
negativen Meldungen werden irgendwann mit einem müden Gähnen
aufgenommen.
In dieser Situation könnte eine positive Meldung für einen
Kurssprung sorgen. Sollte beispielsweise der Astra Zeneca
Impfstoff bei gezielter Anwendung ähnlich gut wirken wie die
mRNA-Impfstoffe, dann könnten wir in Deutschland große
Fortschritte in Richtung Herdenimmunität machen.
Oder die Lieferverzögerungen bei den beiden mRNA-Impfstoffen
könnten sich irgendwann lösen. Oder, oder, ...
Vor einer Woche habe ich noch davor gewarnt, dass wir ohne Netz
und doppelten Boden turnen. Doch das Sicherheitsnetz ist diese
Woche wieder eingezogen worden. Der Aktienmarkt hat auf hohem
Niveau "konsolidiert", ist also seitwärts bis leicht abwärts
gelaufen. Schon diese Konsolidierung hat ausgereicht, um die
Partylaune restlos zu beenden. Die Niedergeschlagenheit ist so
stark, dass sich kaum jemand traut, Aktien einzukaufen. Doch ich
wüsste nicht, aus welcher Richtung in dieser Stimmungslage ein
heftiger Ausverkauf losgetreten werden könnte.
Somit haben wir derzeit eine Situation, in der es Mut erfordert,
auf dem aktuellen Kursniveau einzusteigen. Doch dieser Mut könnte
belohnt werden, wenn sich die Impfsituation in den kommenden Tagen
und Wochen verbessert. Der Umstand, dass wir eine so große
Niedergeschlagenheit messen, obwohl der DAX nur 1% unter seinem
Allzeithoch notiert, ist schon irre. In meinen Augen das Ergebnis
der Liquiditätsflutung und Konjunkturhilfen wegen Corona.
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